Rigas Velestinlis

Eine der vielen Verbindungen zwischen Epirus und Westeuropa geht auf das Ende des 18. Jahrhunderts und auf Rigas Velestinlis zurück. Rigas war einer der wichtigsten intellektuellen Wegbereiter des griechischen Kampfs der Unabhängigkeit von der Osmanischen Herrschaft. Ein Idealist und Vorreiter der griechischen Aufklärung, Rigas wird heute von den Griechen als Held gefeiert.

Rigas sprach fünf Sprachen und war als Übersetzer in verschiedenen Posten im Osmanischen Reich tätig. Inspiriert von der Französischen Revolution, wurde er zum leidenschaftlichen Verfechter eines Aufstands gegen das feudalistische Osmanische Reich. Er nutzte seine geschäftlichen Reisen in Mittel- und Westeuropa, um Anhänger und Geldgeber für seine Vision der Revolution zu gewinnen. 1796 hielt er sich in Wien auf. Dort vernetzte er sich mit der griechischen Gemeinde von Kaufleuten und Studenten und ließ viele revolutionäre Schriften drucken und verteilen. Er war verwegen genug, im Herzen von Österreich die Verfassung der französischen Revolution nur drei Jahre nach ihrer Entstehung ins Griechische zu übersetzen. Noch radikaler war es, dass er auf dieser Basis einen Verfassungsentwurf eines demokratischen, vom Osmanischen Reich unabhängigen, föderativen Balkanstaates publizierte.

Außerdem veröffentlichte er die “Charta von Hellas”, einen großformatigen Atlas des Balkans mit zahlreichen Details zu Geschichte und Kultur, zu Helden und Anführern der Griechen, von der Antike bis zum Mittelalter.

Österreich und das Osmanische Reich waren zwar Gegner – aber eins vereinte sie: Die Aversion gegen die Ideale der französischen Revolution und gegen die Versuche, diese aus Frankreich zu exportieren. So kam es, dass die österreichische Polizei 1798 Rigas festnahm und kurz danach an die osmanischen Behörden in Belgrad übergab, wo er im Juni 1798 hingerichtet wurde.

Und seine Werke? Die Wiener Behörden ließen alle bekannten Exemplare beschlagnahmen und zerstören. Lange galt die Charta von Hellas unter Historikern und Sammlern als extrem selten – inzwischen sind von den 1220 ursprünglich gedruckten Exemplaren weltweit genau 58 registriert. Zwei befinden sich in staatlichen Bibliotheken in Berlin und in Wien. Und ein Exemplar in der Paschaleion Schule im Dorf Kapesovo, in Zagori. Wie kommt so ein Werk nach Kapesovo? Das erfahren wir vor Ort, auf unserer Reise nach Ioannina und Zagori.

Fotoquellen: Wikipedia